
Die größte Stadt des Landes hat 2020 die 50.000 Einwohnermarke geknackt. Immer wieder begegnet man Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum, die stolz darauf hinweisen und einladen Platz zu nehmen. Im Sitzen denkt es sich tatsächlich leichter über die Menschen aus 107 Nationen nach, die nun hier ansässig sind.
Dornbirn blickt auf eine rasante industrielle Entwicklung in den letzten 200 Jahren zurück. Davor ging das Entstehen der Stadt, die aus vier verschieden kleinen Dörfern zusammengewachsen ist, nur langsam vonstatten. Das Zentrum verdichtet sich heute am Marktplatz. Darüber hinaus befinden sich neben modern inszenierten und hoch industrialisierten Firmenstandorten, Bildungseinrichtungen und Schulen, ehemalige Arbeitersiedlungen sowie eindrucksvolle Fabrikantenvillen aus der Gründerzeit.
Ursprünglich sehr bäuerlich strukturiert kann Dornbirn bis vor 1800 auf keine großartige Vergangenheit zurückblicken. Eine Aussage die mich, die in dem Moment, in dem sie treffe, beschämt. Einerseits weil es hier seit dem Mittelalter kaum andere Möglichkeiten als die Selbstversorgung gab und es noch dazu größte Mühen kostete dem Land seine Früchte abzuringen. Anderseits weil die Bauern ja auch immer schon wichtige Träger der Gesellschaft waren. Es wäre ungerecht diesem Stand den angebrachten Respekt zu verweigern.
Ein guter Ort, um die Aufmerksamkeit auf das bäuerliche Leben zu lenken ist das Hatlerdorf. Irgendwie sieht man Dornbirn hier seine Ursprünge noch an, obwohl es nur noch wenige Bauern und Landwirte gibt. Die gepflegten Häuser mit ihren wunderschönen Gärten sprechen aber eine eigene Sprache und das Flair um den Hatlerbrunnen ist ungemein beschaulich. Noch heute sind in diesem Stadtviertel vergleichsweise viele Bündten (=Wiesen) mit Obstbäumen darauf, erhalten. Diese zahlreichen Obstbäume sind auch eine Erklärung, warum Dornbirn immer als Gartenstadt gehandelt wurde. Agrardepressionen aber auch sozialer Fortschritt haben zur Bildung zahlreicher Genossenschaften und damit zu mehr Wohlstand geführt. Auf dem Bauernhaus sieht man zahlreiche Täfelchen, die die Mitgliedschaft zur Viehgenossenschaft belegen und über die vielen gewonnen Wettbewerbe Aufschluss geben.
Ein Kontrapunkt zum bäuerlichen Dorfkern, bildet die Pfarrkirche St. Leopold. Bei ihrer Erbauung galt sie als monumental und wies mit ihrem 78 m hohen Turm den richtigen Weg in Gottes Haus. Wenn man sie heute betrachtet, erblickt man ein vollständig erhaltenes und beeindruckendes Zeitdokument des 19. Jahrhunderts. Auf mehr als 4.000 m² bemalter Fläche findet sich kein einziges freies weißes Fleckchen.
Eine Führung durch das Hatlerdorf mit der Besichtigung der Kirche St. Leopold
ist gerne nach Terminvereinbarung buchbar!